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Warum mach ich das? Landstraßen-Gedanken eines Rennradfahrers

  • Autorenbild: Alexander Eigner
    Alexander Eigner
  • 24. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Juli

Der Nebel zieht über das Leitha-"Gebirge", die Straße ist an einigen Stellen feucht und obwohl kein Wind angesagt war, zieht es ganz schön.

Langsam zieht Kälte in die Füße und Hände und irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob ich mehr Feuchte innerhalb der Jacke, oder außerhalb habe.


Autos überholen regelmäßig, sogar zwei Motorräder sind vorbeigerauscht, nur ein kleines Detail fehlt - andere Radfahrer. Nicht mal Mountainbiker, die am Weg zum "Gipfel" das Asphaltband kreuzen, um dann wieder im nebelverhangenen Wald zu entschwinden.


Wo sind den die anderen sonst immer präsenten Rennradler?


Bildquelle: ChatGPT4o

Im Normalfall bin ich einer der ersten, der, wenn es draußen ungemütlich wird, sein Training nach innen verlagert. Die Zauberworte sind Zwift, Direkttrainer, YouTube und die Abneigung mit langen Radhosen und einer Softshelljacke fahren zu müssen.


Jetzt könnte man über mich eine Aussage treffen, wie Weichei, Warmduscher oder noch schlimmer, KEIN ECHTER RENNRADLER zu sein. Ich höre schon die Sprüche der Helden (die noch nie Knieentzündungen, Hämorriden oder ähnlich prägende Erlebnisse hatten) -


  • "Ihr mit eurem Computerspielfahren,...

  • ist ja kein echtes Radfahren,...

  • werdet bald Stützräder brauchen, oder...

  • bei den Radmarathons, Amateur- oder Masterrennen werdet ihr schon sehen, das die Welt nicht Watopia* (*die Zwift Kunstwelt) ist!"


Bildquelle: Global Cycling Networks (GCN)
Bildquelle: Global Cycling Networks (GCN)

Naja, über die Lebens- & Trainingsphilosophie kann man ganze Vereinsabende diskutieren oder ganze Foren füllen.


Zurück zur eigentlichen Frage: Wo sind die anderen Rennradsportler? Es kann ja nicht sein, das gerade ich die oder der einzige Zweiradverrückte hier übers Leithagebirge pedaliert.


Die Uhrzeit und der Tag kann es auch nicht sein - es ist Sonntagvormittag, quasi Rushhour für Radsportler. Es ist auch kein besonderer Sonntag der zufällig ein biblischer Feiertag ist und alle Zweiradfanatiker in die Kirche oder zu ihren Familien zwingt.

Die Gedanken sind jedenfalls müßig und so wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Und sind wir mal ehrlich, eigentlich bin ich ganz froh, keinen anderen Radler zu sehen - das bedeutet, dass ich vielleicht genau heute mein Leistungsdefizit ein Stück weit aufholen kann, hihihi denkt sich da der Schelm in mir. Das ist die Chance, näher an die Top Ten heran zu kommen - 


Verrückte Gedanke?! 

Mag sein, aber bin ich der einzige Landstraßenrolleur, der solche Hirngespinste hat? Aber dann, neue Gedanken, nein eigentlich eine Meldung des Körpers, der mich wieder in die Realität (als wenn das nicht real gewesen wäre) zurück holt:

Ein starkes Gefühl überkommt mich - nein pinkeln war ich erst ;-), Hunger meldet sich und der Durst ist bei dieser Witterung im Tarnmodus (wie es die Klingonenkreuzer auch können)

Das Problem mit dem getarnten Durst ist,  - warum trinke ich in der kalten Jahreszeit immer zu wenig (ich Idiot) - das er meiner Meinung nach, den Hunger zusätzlich anfeuert. Noch dazu, wenn die benötigten Kohlehydrate in das Wasser eingemischt wurde! Der heroische Plan dabei war der, ich erspare mir die Energieriegel oder Bananen oder sonstiges, wenn ich Kohlehydratpulver ins Wasser mische und so neben der benötigten Flüssigkeit auch gleich die Energie bekomme.


Das Ding mit Plänen ist aber, das man sie auch befolgen muss! 

Mein Fehler, mein gegenwärtiges Problem - na gut, dann trinke ich halt gleich mal 500 ml auf einmal. Das Tempo wird nochmals gedrosselt, dann wird schon wieder in Kürze alles passen.


Kurzer Exkurs zu Indoortraining: Drinnen trinke ich auch immer zu wenig, weil ich die Menge des Schweißverlustes unterschätze. Da kommt aber wenigstens nicht Thor zu besuch ;-).


Bildquelle: Deutsche Institut für Sporternährung e.V.
Bildquelle: Deutsche Institut für Sporternährung e.V.

Nach diesen körperlichen "Schwerpunktverschiebungen" kommen sie wieder, die Gedanken...warum immer noch niemand meinen Weg gekreuzt hat. Und jetzt kommen noch andere Gedanken dazu: 

Weshalb mach ich das eigentlich? Warum sitze ich nicht im warmen und trockenen Wohnzimmer?


Ich lebe ja nicht vom Radsport! 

OK, wenn du Profi bist, oder werden willst, oder irgendwas dazwischen, musst du trainieren, das ist verständlich. So wie wir "Normalos" nicht immer gerne zur Arbeit fahren, gibt es auch für den Berufsradler härtere Tage.

Aber ich muss nicht Rennrad fahren, ich muss nicht an Bewerben bei Hitze oder Kälte oder Nässe teilnehmen. 


  • Ich muss nicht auf mein Gewicht achten (na gut, das vielleicht schon!), 

  • ich muss nicht auf Trainingslager fliegen, 

  • ich muss nicht noch 10 Gramm um 500 EUR am Rad Gewicht gespart haben, 

  • ich muss mein Leben und meinen Tagesablauf nicht von der Fahrt auf einem Zweirad bestimmen lassen, 

und da gäbe es noch viele Punkte mehr!


Verrückte Gedanken in meinem Kopf - Warum tue ich mir das an? Wo ist der Sinn? Ich suche die Antwort, während ich das Leithagebirge runterrausche.


Die Dynamik der Abfahrt erzeugt auf einmal auch eine neue Dynamik in meinem Kopf:

Ich muss nicht, ICH WILL RENNRAD FAHREN!


  • Ich WILL auf mein Gewicht und meines Rades achten, 

  • ich WILL meinen Tag um mein Training herum planen, 

  • ich WILL auf Trainingslager fliegen, 

  • ich WILL mich mit anderen Hobby- Amateurradler messen!!

Zum Glück geht es im Leben nicht immer nur um das MÜSSEN, sondern auch oft um

das WOLLEN!!


Mit diesen Gedanken, treibe ich mein Bike Richtung Zuhause - WEIL ICH JETZT HEIM WILL!!

Und übrigens, ich habe dann doch noch ganze fünf andere Cyling Fanatics* auf meinem Heimweg getroffen (*Jesper Verkuijl, danke für den Begriff :-) )


aecyclist


ree

 
 
 

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