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🧪 Leistungsdiagnostik 2025: Was, warum, wie oft – und für wen?

  • Autorenbild: Alexander Eigner
    Alexander Eigner
  • 26. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Kurz gesagt: Spiroergometrie (VO₂max/Schwellen), Laktattests, Critical Power/Critical Speed (CP/CS), V̇Lamax und FTP messen verschiedene Facetten deiner Ausdauer-Performance.

Es gibt nicht den einen „Besten“ Test – wohl aber die beste Kombination für dein Ziel, deine Disziplin und dein Level. 🚴‍♀️🏃‍♂️🏔️🏊‍♂️



🧠 Das „Warum“ hinter den Tests (für Praktiker erklärt)


  • Spiroergometrie (CPET): goldstandardnahe Maximaldiagnostik für VO₂max, ventilatorische Schwellen (VT1/VT2), Atemökonomie; höchste Kontrolle (Labor), geringere Rennspezifik.


  • Laktatstufentest: bestimmt Laktatschwellen (LT1/LT2/MLSS-nahe Marker). Gut zur Zonensteuerung – aber Schwellen-Methoden liefern teils unterschiedliche Werte → Protokolltreue zählt!


  • Critical Power / Critical Speed (CP/CS): modelliert die Grenze zwischen „schwer“ und „sehr schwer“ (nachhaltig vs. nicht nachhaltig). Stark feldtauglich, hohe Leistungsrelevanz, inzwischen gut belegt in Laufen & Rad.


  • V̇Lamax (glykolytische Rate): beschreibt anaerobe Leistungsfähigkeit – wichtig für Sprinter/Antritte, beeinflusst Laktatbildung und damit Schwellenlage.

    Praxis: wachsende Verbreitung, aber Reliabilität teils nur moderat.


  • FTP (Functional Threshold Power): 20-Min-Zeitfahren als Proxy für 60-Min-Leistung; einfach & populär, aber Validität uneinheitlich (Population/Protokoll entscheidend). Reliabilität der 20′-TT ist hoch, Vorhersage 60′ jedoch nicht immer treffsicher.


Abbildung 1: "test-Landkarte" - Kontrolle vs. Spezifität
Abbildung 1: "test-Landkarte" - Kontrolle vs. Spezifität

🔍 Kritischer Studiencheck (2016–2025)


Spiroergometrie (CPET)

  • Stärken: präzise VO₂max, ventilatorische Schwellen, Atemmechanik → ideal für klinisch-saubere Leistungsbilder und Trainingszonen. Aktuelle Statements unterstreichen den diagnostischen und leistungsphysiologischen Stellenwert.

  • Grenzen: geringere Rennspezifik, Kosten/Aufwand, Abhängigkeit von Protokoll & Gerät.


Laktattest

  • Evidenz: 8 Schwellenkonzepte im direkten Vergleich – Reproduzierbarkeit & Prognosekraft teils deutlich unterschiedlich. Konsequenz: ein Verfahren wählen und konsistent anwenden.

  • Praxis: hervorragende Zonensteuerung, wenn Protokoll konstant bleibt.


CP/CS (inkl. 3-min-All-out, 2-Punkt-Modelle)

  • Neuere Reviews/Studien: gute Validität im Feld, praktische Umsetzung bei Läufer:innen (Strecken-TTs) und Radfahrer:innen (TT-Kombinationen). 2-Punkt-Modelle sind brauchbar, 5-Punkt-Modelle präziser. Gerätekalibrierung im Laufen (Powermeter) beeinflusst Reliabilität.

  • CP vs. MLSS: Systematisches Review (2025): nahe verwandt, aber nicht identisch; Moderatoren (Protokoll, Population) beeinflussen die Abweichung.


V̇Lamax

  • Reliabilität: 15-s Tests zeigen moderate Zuverlässigkeit (CV um ~19 %); vorläufige Preprints ähnlich. Coach-Take: im Kontext interpretieren (nicht als Einzel-KPI).

  • Nutzen: erklärt, warum gleiche VO₂max mit anderer Schwelle einhergehen kann (glykolytische Aktivität ↑/↓). Whitepaper/Coaching-Praxis beschreibt Anwendungsfälle, ist aber nicht peer-reviewed.


FTP

  • Reliabilität: 20′-TT sehr zuverlässig (Leistung/HR/Trittfrequenz). Validität als 60′-Proxy abhängig von Status/Protokoll; einzelne Studien finden schwache Vorhersage. Fazit: sinnvoller Feld-Leistungsmarker, aber kein Laborersatz.


Triathlon-Spezifik

  • Biophysikalische Reviews 2025: Testauswahl/Interpretation distanzabhängig (Sprint ↔ Ironman) und segmentübergreifend denken (Bike-Leistung beeinflusst Run-Leistung).



🧭 Welche Tests für wen? (Einfach auf den Punkt)


Einsteiger:innen

  • Ziel: Zonen kennenlernen, Fortschritt sichtbar machen.

  • Empfehlung: Laktattest ODER CP/CS (ein Verfahren), FTP20 optional für Rad.

  • Warum: gute Balance aus Kosten, Aussagekraft, Umsetzbarkeit.


Amateure

  • Ziel: Präzisere Steuerung, Renntempo stabilisieren.

  • Empfehlung: Laktat + CP/CS (gegenseitig plausibilisieren), FTP20 als Feld-KPI, Spiro optional vor Hauptsaison.

  • Warum: Kombination schärft Zonen und Prognose (Leistung an/um Schwelle).


Profis

  • Ziel: Feintuning, Periodisierung, Decision-Making im Rennen.

  • Empfehlung: Spiro + Laktat + CP/CS; V̇Lamax situationsabhängig (z. B. für Sprint/TT-Profile).

  • Warum: maximale Fidelity & Spezifik, Monitoring auf hohem Niveau.



🛠️ Praxis: So funktionieren die Tests – kompakt


Spiro (Laufen/Rad)

  • Protokoll: Rampentest bis Ausbelastung, Atemgas-Messung.

  • Outcome: VO₂max, VT1/VT2, Ökonomie.

  • Tipp: Einheitliches Protokoll, gleiche Ergometer/Kalibrierung.


Laktat

  • Protokoll: Stufentest (3–5′ je Stufe), Blut-Laktat, Schwellenberechnung (ein Verfahren festlegen).

  • Outcome: LT1/LT2-nahe Marker → Zonen.

  • Tipp: Dasselbe Verfahren jedes Mal (Re-Test!).


CP/CS

  • Protokoll (Feld): 2–3 Time-Trials mit klaren Längen (z. B. 3–5–12 min), Modellfit.

  • Outcome: CP/CS + W′/D′.

  • Tipp: Gutes Pacing, gleiche Strecke/Bedingungen; bei Laufen Powermeter-Kalibrierung checken.


V̇Lamax

  • Protokoll: sehr kurzer Sprint (10–20 s) + Laktatkinetik → Modellschätzung.

  • Outcome: glykolytische Rate (Spritzigkeit vs. Schwelle).

  • Tipp: Nur im Kontext interpretieren (Reliabilität).


FTP

  • Protokoll: 20′ all-out (Korrekturfaktor häufig 0,95).

  • Outcome: Feld-KPI, Zonenableitung.

  • Tipp: Hohe Reliabilität, aber keine „Ersatz-Schwelle“ für alle.



🧩 Disziplin & Distanz: konkrete Pakete


Laufen (5 km/10 km/HM/Marathon)

  • Einsteiger: CS aus 2 TTs (z. B. 3 + 9 min) → Zonen; optional Laktat.

  • Amateur: Laktat + CS, Re-Test alle 6–8 Wochen.

  • Profi: Spiro + Laktat + CS, Ökonomie-Trends vor Build-Block.


Trailrunning (Vertical/Sky/Ultra)

  • Einsteiger: CS bergan (moderate Steigung) + Technik-Check; keine Pace-Steuerung.

  • Amateur: Laktat (Laufband/leicht ansteigend) + CS in Gelände; Downhill-Robustheit separat prüfen.

  • Profi: Spiro (Ökonomie, VT2), CS stichprobenartig, kraft-exzentrisch testen/monitoren.


Radsport (Kriterium/TT/Granfondo)

  • Einsteiger: FTP20 + optional CP (2 TTs) → simple Steuerung.

  • Amateur: Laktat + CP (präzise Schwelle) + FTP als Feld-KPI.

  • Profi: Spiro + Laktat + CP; V̇Lamax je nach Profil (Sprinter vs. Climber).


Triathlon (Sprint/Olympisch/70.3/Ironman)

  • Einsteiger: Bike-CP + Run-CS, einfache Zonen; Swim-T-Pace separat.

  • Amateur: Laktat (Bike/Run) + CP/CS, Koppel-Validierung (Bike-Tempo → Run-Tempo).

  • Profi: Spiro + Laktat + CP/CS, Distanz-spezifische Koppel-Simulationen (Hitze/Verpflegung berücksichtigen).


Abbildung 2: Tests - Zeitbedarf (ohne Warm-up)
Abbildung 2: Tests - Zeitbedarf (ohne Warm-up)

📆 Beispiel-Testzyklen (12 Wochen)


Einsteiger (Rad/Lauf, Ziel 10 km oder Granfondo):

  • Woche 1: CP/CS Baseline

  • Woche 6: FTP20 (Rad) / 20-min T-Lauf

  • Woche 12: CP/CS Re-Test (+ kurzer Laktat-Check möglich)


Amateur (HM / 70.3):

  • Woche 1: Laktat + CP/CS

  • Woche 6–7: Feldvalidierung (T-Einheit im Rennbereich)

  • Woche 12: Re-Test Laktat + CP/CS


Profi (TT / Marathon / Ironman):

  • Woche 1: Spiro + Laktat (+ ggf. V̇Lamax)

  • Woche 6: CP/CS stichprobenartig, Koppel-Simulation

  • Woche 12: Spiro-Kurzprotokoll oder Laktat-Re-Test, CP/CS final



✅ Pro & Contra – auf einen Blick

Test

Pro

Contra

Ideal für

Spiro

VO₂max/VT präzise; Atemökonomie

Kosten, Labor, geringe Rennspezifik

Profis, Feintuning, Medizin-Check

Laktat

Zonensteuerung, MLSS-nah

Methoden-heterogenität

Alle – bei konstantem Verfahren

CP/CS

Feldnah, leistungsrelevant

Pacing/Modellwahl,Gerätekalibrierung

Alle; Laufen & Rad sehr stark

V̇Lamax

Glykolyse-Einblick

Reliabilität moderat

Profis/Profiling (Sprint/TT)

FTP

Einfach, zuverlässig

60′-Proxy limitiert

Einsteiger/Amateure als KPI



💬 Coach’s Corner – so mache ich’s in der Praxis


  • Ein System, eine Sprache: Wir wählen ein Schwellen-/Zonenverfahren und bleiben konsistent – nur so werden Trends vergleichbar. (z. B. stets dasselbe Laktat-Modell + dieselben CP-TT-Längen).

  • Tri & Trail denken: Run-Leistung nach Bike validieren (Koppel!), Trail nicht nach Pace steuern → Leistung/HF/RPE.

  • Re-Test mit Plan: 6–8-Wochen-Rhythmus; nach Blockwechsel oder größeren Alltagsänderungen (Job/Schlaf/Stress) vorziehen.

  • Interpretation > Zahl: Eine isolierte V̇Lamax oder FTP sagt wenig – Kombination macht’s.



🤝 Warum persönliches Coaching hier den Unterschied macht


  • Testauswahl & Timing: Ich übersetze Ziel/Alltag in passende Test-Pakete – ohne Test-Overkill.

  • Fehler vermeiden: Falsches Protokoll, schlechte Pacing-TTs, wechselnde Laktat-Algorithmen – das kostet Wochen.

  • Von Daten zu Entscheidungen: Zahlen werden Training (Zonen, Progression, Koppel-Design), Rennen (Pacing/Fuel) und Regeneration.

  • Nachhaltigkeit: Gleiches Verfahren, gleiches Setup, gleiche Sprache – Fortschritt wird sichtbar & sinnvoll.



📚 Literatur (Auswahl, 2016–2025)


  • CP/CS – Feld & Theorie: Lipková et al., 2025 (Systematic Review, Laufen); Ruiz-Alias et al., 2023 (2-Punkt-Modelle); 3-min-All-out Validität; Running-Powermeter-Reliabilität.

  • CP vs. MLSS: Keir et al., 2025 (Systematic Review); Vergleichsarbeiten zu MLSS/CP.

  • Laktat-Schwellen: PLOS ONE 2018 Repeatability/Prognose; DOAJ/EPMC Einträge.

  • Spiroergometrie/CPET-Guidance: ARTP/ATS-nahe Stellungnahme 2021.

  • V̇Lamax: Reliability-Studien 2023; Preprint 2023; Praxis-Whitepaper (Coaching).

  • FTP: Reliability 20′-TT (Thieme); Validitätskritik (JSC); MTB-Wettkampfbezug (MDPI).

  • Triathlon-Biophysik: Systematische Reviews/Protokolle 2024–2025; Thermo-Modellierung.

 
 
 
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